Montag, 14. März 2011

lvz kultur vom 14.3.11: Auf dem Graben ein Mantel des Schweigens. Ballett. Hodgsons. Feidman.

Eine furchtbare MuKo-Premiere, eine Ballett-Gala in der Oper, ein alternder Rockstar sowie ein Teilchor der Wiener Sängerknaben mit dem Jugend- & Blasorchester Leipzig im Gewandhaus, Premieren im Theater Fact und dem Neuen Schauspiel Leipzig und promotete Auftritte von Marietta Slomka und Giora Feidman im Rahmen der Buchmesse in der lvz arena. Hört sich erstmal nach was an, dürftig bleibt es dennoch, das letzte Wochenende, oder besser: Das, was die lvz davon für berichtenswert hält.


Ob Peter Korfmachers Geduld mit der Muko eigentlich auch ein Ende hat? Anlässlich Kálmáns Operette „Die Zirkusprinzessin“ lässt Korfmacher jede höfliche Maskerade fallen und hat sich diesmal die SängerInnen als vornehmlich Positives ausgesucht, damit wenigstens nicht die gesamte Inszenierung zum Komplettausfall würde. „Schwachsinnige, idiotische, bescheuerte“ Handlung (Julius Brammer, Alfred Grünwald) eine Regie, die sich nicht mal für etwas entscheiden könne, „auf Augenhöhe“ (Beate Vollack, Natascha Ursuliak), „eine schlichte Choreografie“ (Beate Vollack), „quietschbunte, nicht immer vorteilhafte Kostüme“ (Dieter Eisenmann), ein „weitgehend unerhebliches Bühnenbild“, das wie eine „akustische Dunstabzugshaube“ für das Orchester funktioniere, kokette „Hüftschwünge“ des altersschwachen musikalischen Leiters (Roland Seiffarth), ein nicht „ausbalanciertes“ Orchester („lieber gleich den Mantel der Liebe und des Schweigens decken“), dafür ein Glück, das immerhin hüpfen könne (Elisabeth Fues).“ Keine „schöne Revue“, keine „schräge Parodie“, keine „Herzschmerz-Operette.“
Der Applaus „für MuKo-Verhältnisse „eher reserviert.“

Die Ballett-Gala in der Oper Leipzig, mit neben dem heimischen Ballett „großenteils erstklassigen“ Kompanien aus Wien, Paris, Madrid, Rom und Biarritz. Ballettchef Mario Schröder moderierte („Reden, zumindest vor Publikum, ist nicht seine Stärke“) mit „einigem Charme“, heißt die freundliche Sprachregelung. Dabei macht sich neben der „zelebrierten Tradition“ mit einer bloß „technischen Virtuosität“ etwa des Wiener Staatsballetts oder dem „Ballet de l'Opera national de Paris“ die „Lust am Suchen, Ausprobieren“ Schröders wohl ausnehmend gut.

Der kommunikative Roger Hodgsons (Frontmann Supertramp) hat gemeinsam mit Musikfreund Aaron McDonald eine erstmalige Stipvisite in Leipzig (Arena) gemacht, die sich augenscheinlich gelohnt hat. „Tosender Beifall“ nach der zweiten Zugabe.

Eine „Mischung aus Reisebericht („schwärmt vom äthiopischen Latte Macchiato“) und politischer Betrachtung („blickt kritisch auf die westliche Entwicklungshilfepolitik“)“ sei Marietta Slomkas Buch „Mein afrikanisches Tagebuch“ nach der ZDF-Doku „Afrikas Schätze“, mit dem die Nachrichtenfrau „den schwarzen Kontinent von Klischees („Hunger, Slums und Elend“) befreien“ will. Anita Kecke benutzt dazu die etwas peinliche Metapher des „buntes Bildes vom schwarzen Kontinent.“

Auch Giora Feidmans Lebenserinnerungen „Du gehst, du sprichst, du singst, du tanzt“ werden vorgestellt, weil der Gast in der lvz Autorenarena auf der Buchmesse und der Kuppelhalle der lvz auftreten wird. Peter Korfmacher schwelgt in Ausdrücken wie „Feidman ist der perfekte Resonanzboden für die Geheimnisse musikalischer Kommunikation“ und bekennt feimütig: „Ein Ton aus Feidmans Klarinette sagt mehr als alle Worte.“

Folgt man Mark Daniels Premierenbericht über „Alte_eisen.de“ im Theater Fact, eine tantiemesparende Fassung „unter Berufung auf Ähnlichkeiten mit Figuren des österreichischen Dramatikers Werner Schwab“, so war es anscheinend keine gute Idee, das Stück mit jungen darstellerinnen zu besezen. Weder Form noch Entwicklung, geschweige sinnvolle Spannungsbögen konnte Daniel in dem „Präsidentinnen“-Plagiat erkennen, nicht allein „fehlende Glaubwürdigkeit und stereotype Mimik“ bewirkt, dass„hier pure Stagnation die Zuschauer-Lust lähmt, sich rund 60 Minuten lang in das traurig-Komische Dasein der alten Schachteln einzufühlen“. Weder amüsiert es, noch berührt es. Gleichwohl „sehr höflicher Applaus.“

Und im Neuen Schauspiel Leipzig kann Steffen Georgi gar nicht recht sagen, warum unterm Strich „doch vergnügliche 90 Minuten“ herauskämen bei Slawomir Mrozeks Stück „Polizei“. Auf dem sich allerdings „etwas Staub abgelagert“ habe, zudem in Cygan/Raths Inszenierung die Farce zu einer „Klamotte aus einem abstrakten Absurdistan“ verkümmert sei. Doch, am Ende weiß Georgi es nun doch zu berichten, warum der Zuschauer sich gut unterhalten fühlt: Die Spieler „befreien zwar Mrozeks Stück nicht aus seinem Zeitkorsett in unsere Gegenwart hinein, es unterhält aber aus gerade diesem Grund auf eine fast altmodische Art.“

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