Samstag, 11. September 2010

lvz kultur vom 11.09.10: Telenovela, Chailly, Venedig & Schernikau

Für eine gute Telenovela braucht es kein leicht zu kopierendes Erfolgsrezept, sondern "erfahrene Kreative" als Produzenten, ein gutes Ensemble und eine Summe von gut funktionierenden Details. Das alles glauben die Macher von"Das Leben der Anderen", Quirin Berg und Max Wiedemann, für ihr jüngstes Kind "Lena - Liebe meines Lebens" am Start zu haben. Statt eines Oscarprämierten Films nun eine Herz-Schmerz-Reihe fürs Fernsehen? Die logistischen und dramaturgischen Herausforderungen eines Mehrteilers seien spannend genug, diktieren sie Rupert Sommer in die Feder. Und: Nicht sie buhlten um den Auftrag, das ZDF beauftragte vielmehr sie mit der Übernahme des argentinischen Originalformats. Das lief bereits dort mit sensationellen Quoten. Die Risikobereitschaft hielt sich demgemäß - trotz des nun postulierten Herzklopfens zum Sendestart - halbwegs in Grenzen. Dem Spaß wird das keinen Abbruch tun.
Das verwöhnte Wiener Konzertpublikum feiert das Leipziger Gewandhausorchester unter Riccardo Chailly mit großem Applaus. Am Heimathafen der Wiener Philharmoniker begegnen sich zwei große Orchester scheinbar auf Augenhöhe. Und das mit einem Programm, das durchaus als frech zu bezeichnen ist. Denn Mahler und Schumann den dortigen Spezialisten als eigen zu verkaufen, ist schon keck. Sven Koblischek verbindet mit dem Wiener Gastspielerfolg die Hoffnung, dass die "Ehe Leipzig-Chailly noch viele Jahre andauern möge.
Bekommt nach Fatih Akins "Soul Kitchen" nun Tom Tykwers "Drei" einen Regie-Löwen bei den Filmfestspielen Venedig? Barbara Schweizerhof nimmt an den Spekulationen teil. Sie glaubt, Film und Schauspieler in Tykwers Komödie zum Thema Sex unter Männern mit dessen "sympathischem Appell gegen engstirniges Schachteldenken in sexueller Orientierung" seien gut genug für die Auszeichnung. Favoriten auf den Goldenen Löwen seien indes weniger der chilenische Film über den Putsch gegen Allende "Post mortem" oder Kelly Richardts "schweigsamer Western 'Meek's Cutoff'", sondern das blutige Samurai-Drama aus Japan, "13 Assassins" von Takashi Miike, oder das historische Martial Arts Spektakel "Detectevie Dee" des Chinesen Tsui Hark.
Der Theaterabend im LOFFT über den kommunistischen schwulen Dichter Schernikau konnte Stefan Kanis trotz vielen wenns und abers nicht überzeugen. Augenscheinlich habe man sich zum eigenen Schaden weder an Texte des Dichters selbst halten wollen, noch an etwas weniger komplexe Erzählweisen, stattdessen "didaktische Sorgfalt und kategorisierende Strenge" obwalten lassen. Die seien aber eher einem Sommerkurs von attac angemessen als einem Theaterstück über einen schrillen Beelzebub der untergehenden DDR.

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