Donnerstag, 23. September 2010

lvz kultur vom 23.09.10: Accentus, Loest & Titanick

Wer hätte das gedacht? Der Großteil der international im Fernsehen, im Kino und auf DVD zu sehenden Klassikproduktionen kommt aus Leipzig. Bisher und demnächst wohl auch, wie Peter Korfmacher berichtet. Denn Paul Smaczny, bisher Mitarbeiter bei der Filmproduktion EuroArts, hat eine eigene Firma, Accentus, gegründet. EuroArts wollte die Produktion mehr oder weniger abschaffen, mehr auf Vertrieb setzen. Doch Smaczny zeigte mit seinen 53 Jahren Traute und wurde selbst Unternehmer. Entscheidend ist: Alle bisherigen acht Mitarbeiter zogen mit. Die Künstler, mit denen er zum Teil bereits 20 Jahre zusammenarbeitete, produzieren weiter bei ihm. Und die Finanziers, Arte, das ZDF und ein japanischer Sender, geben weiterhin Geld.
Der Name des Bildes ist Symbol. "Aufrecht Stehen" heißt das Werk von Reinhard Minkewitz, das Erich Loest in Auftrag gegeben hat, um es der Universität zu schenken. Doch die wollte nicht. Die Uni hängt lieber Tübke und das Marx-Relief an ihre Wände, statt der Opfer der DDR zu gedenken. Nun steht die Medienstiftung der Sparkasse Gewehr bei Fuß, um das fertiggestellte Bild in Empfang zu nehmen. Werner Schulz, ehemaliger MdB, hielt die Laudatio auf Werk, Künstler und Stifter und erteilte der Uni einen herben Tadel. Ihr Rektor, Prof. Franz Häuser, verstünde mehr von Zahlen und Paragrafen als von Geschichte, lautet sein Vorwurf. Dafür versteht der gelernte Lokomotivschlosser Schulz genug von Literatur. Jedenfalls, so Schulz, habe Loest längst den Literaturnobelpreis verdient. Berichterstatter Thomas Mayer plädiert für Abwarten.
Gudula Kienemund war zu Besuch bei Robert Schiller, im Hauptberuf technisches Genie. Als Technischer Leiter von "15 bis 60 wilden Kerlen" verhilft der Tüftler mit Spitznamen Daniel Düsentrieb dem Theater Titanick zu seinen spektakulären Open-Air-Auftritten. Und endlich endlich ist mal Leipzig an der Reihe. Morgen, 23.30 Uhr, hat die Inszenierung "Feuer - Stahl - Klang. Eine Sinfonie für drei Hochöfen" auf dem Alten Messegelände Premiere. Eintritt frei! Sogar Dario Fo zeigte sich bei früheren Auftritten begeistert von den Qualitäten der Straßentheatertruppe: Für ihr "echtes Volkstheater" und extreme Spielfreude lobte der Literaturnobelpreisträger die halben Leipziger, halben Münsteraner ausdrücklich. Leider war aus der bereits angekündigten Regie zu einem Titanick-Stück zum 20-jährigen Mauerfall nichts geworden.
Und täglich grüßt das Naturkundemuseum: heute mit Mathias Orbecks Bericht über die Sonderschau "Tatort Wald", die die Polizeidirektion Westsachsen kuratierte. Wildunfälle und Holzdiebstähle seien ihr Thema. Die Schau richtet sich besonders an Autofahrer. Sie will aufklären, wie sich Kraftfahrer im besagten Fall verhalten sollten. Automobile Bildung also á la "Der 7. Sinn" . Ob ADAC und Auto-BILD als Sponsoren der Schau auftreten, ähnlich Gunther Sachs, der seinerzeit das Bildermuseum mit frischem Geld poppte, ist zwar unbekannt, bleibt aber dem Investigativ-Reporter der lvz bestimmt nicht lange verborgen.

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