Montag, 18. Oktober 2010

lvz kultur vom 18.10.10: Dokfilmwoche, Folkwang Museum & Doktor Mabuse

Claas Danielsen sieht im Gespräch mit Norbert Wehrstedt das Dokfilmfestival zwar gur finanziert, besonders die Stadt Leipzig erhöhte den Etat um 100.000 €. Andererseits braucht Danielsen mehr Geld, um das Festival wirklich zukunftstauglich zu machen: Web 2.0, Datenbank, zentrales Ticketsystem sind Problemfelder. Ansonsten fehlen ihm zwei Säle für je 300-400 Personen, weil die Kapazität an ihre Grenze kommt. Auch wären aus demselben Grund 1-2 Tage mehr gut. Bleiben aber vorerst ein Traum. In der Konkurrenz mit Amsterdam sieht man sich gewappnet, Leipzig sei familiärer, außerdem sei die Kombi mit den Animationsfilmen ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal. Obwohl gerade dort der Frust wächst. Jacqueline Zeitz, bisher Chefin dieser Sektion, geht, sieht keine Weiterentwicklung, keine Chance auf größeres Gewicht dieser Sparte. Im politischen Dokfilm sei allerdings eine wachsende stilistische Vielfalt zu bewundern, die sich wenig um alte Dogmen scheren. Alte Dogmen scheinen allerdings für Danielsen selbst eine Rolle zu spielen, die "Retro", das Festival über Militär im deutschen Dokfilm, steht seines Erachtens im Gegensatz zur pazifistischen Tradition der Friedenstaube im Dokfilmlabel, weil es vom Militärhistorischen Museum unterstützt wurde. Zwar seien viele militärkritische Filme zu sehen, aber die political correctness siegt. Alte Dogmen frisch aufpoliert?
Eines der faszinierenden Sonderprogramme auf der 53. Festival für Dokumentar- und Animationsfilme trägt das Thema Kaukasische Lektionen. Eine der derzeit gefährlichsten, aber auch vielschichtigsten gegenden der Erde mit ihren "Vielzahl von Ethnien, Kulturen und Religionen" und Menschen, die in mindestens 38 verschiedenen Sprachen sprechen, steht im Zentrum der Reihe, die lvz titelt mit "Seiltänzer, Dichter, Nomaden". Obwohl auch das Schicksal armenischer Bullen und das von tschetschenischen Selbstmordattentäterinnen in Filmen im Mittelpunkt stehen.

Eine eindrucksvolle Schau von Bildern impressionistischer Maler und Fotografen steht im Mittelpunkt der Ausstellung "Bilder einer Metropole - Die Impressionisten in Paris", die im Rahmen des Programms der diesjährigen Kulturhauptstadt Ruhrgebiet im Folkwang Museum Essen gezeigt wird. Ulrich Traub meint, die Maler haben eindeutig stärker zur schwärmerischen Verklärung Paris' beigetragen. Die Dramatik der gravierenden Veränderungen in der industriellen Epoche des 19. Jahrhunderts abzubilden, wäre die dokumentarische Kunst der Fotografie erheblich besser geeignet.

Im Vergleich zum legendären Stummfilm von Fritz-Lang über den Verbrecher "Doktor Mabuse" kann die Inszenierung des Dessauer Intendanten André Bücker laut Nina May nicht wirklich mithalten. Obwohl das Spiel mit Masken und Wahrnehmung doch ein originäres Sujet für das Theater abgeben müsste. Das mit vielen Facetten aus der freudianischen Psychoanalyse versehene Thema zeigt die unheimliche kriminelle Zwischenwelt, "in der sich die Zuschauer nicht auf ihre Sinne verlassen können", im Anhaltinischen Theater in einem Vexierspiel von Spiegeln und Videoprojektionen durchaus eindrucksvoll . Allerdings beschreibt Nina May die Handschrift der Inszenierung doch als eher "krakelig". Das Dessauer Publikum feierte sie gleichwohl.

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