Samstag, 7. August 2010

lvz kultur am 07.08.2010: Fotoagentur Magnum, Krystallpalast Varieté und Filmfestival in Locarno

Das Top-Thema auf den Kulturseiten der heutigen LVZ sind die Arbeiten aus der Fotoagentur Magnum, die zum 10. Geburtstag der Galerie C/O in Berlin ausgestellt sind. Auch wenn Gerald Felber beinahe nostalgisch werden mag über die zur Schau gestellten historischen Magazinbilder, es sind auch moderne Arbeiten, die (ihn) faszinieren. Inmitten der "heutigen müllhaldenartigen Flut" von Bildern könnten einzelne sehr wohl etwas bedeuten, auch wenn sich das typische Magnumbild in der Zeit "moderner Persönlichkeits- und Jugendschutzrechte" gewandelt hat. Es sei artifizieller geworden, zeigt mehr Atmosphäre als Action. Die Magnum-Philosophie bestünde aber weiterhin darin, Fotografien von Orten und Menschen zu zeigen, die in anderen Medien einem blinden Fleck zum Opfer fallen.
In dem Gespräch mit Krystallpalast-Varieté-Chef Rüdiger Pusch, das Bernd Locker geführt hat, wird deutlich, wie sehr der ökonomische Druck die Programme bestimmt. Weniger, dass der ehemalige Spielort in der Kongresshalle vor allem "Werbung fürs Varieté", dargestellt habe und die Stadt - sprachregelungsmäßig korrekt - "vereinbarungsgemäß" investierte Gelder rücküberwiesen hat; es sind betriebswirtschaftliche Mechanismen, die das künftige Programm dominieren: der Ausbau der Flexibilität (Erweiterung der Spielstätten, risikofreudigere Spielweisen), der Eventcharakter der Aufführungen (Schifffahrt plus Picknick, Kino im Varieté, die Kombi mit 3-Gänge-Menüs) und marketingrelevante Massnahmen (Logoerneuerung, Evaluierung des Preis-Leistungs-Verhältnisses, Kreierung einer Dachmarke "Vielfalt erleben", Tourneen, Spielstättenvermietung). Faszination und Zauber wird zur kühl berechneten Show. Wir wollen es so.
Peter Claus wiederum berichtet für die LVZ vom "einmaligen Zauber" des Internationalen Filmfestivals in Locarno, das allabendlich auf der Piazza Grande 8000 Menschen anzieht. Typisch für das bisherige Filmprogramm seien "atmosphärisch dichte Bilder voller Brutalität und Sex". Doch wenn die Erwartungen, etwa an Pornodarsteller Francois Sagat im Film "LA. Zombie", der bereits vorab als "Skandal" gehandelt wurde, nicht so recht erfüllt wurden, reagiert das Publikum auch schon mal offen gelangweilt. Ach ja, die Regisseure der Produktionen waren bis dato: Benoit Jacquot ("Au Fond des Bois"), Oleg Novkovic ("Beli beli svet"), Jeanne Balibar ("Im Alter von Ellen"), Bruce LaBruce ("LA. Zombie") und Valdis Oskarsdottir ("Kings Road"). Preisverleihung ist am 14. August.
Und Lars Schmidt war auf der Leipziger Parkbühne bei "Die Pogues" mit dem sturzbetrunkenen Shane MacGowan. Regelrecht hämisch beschreibt er den alkoholgeschwängerten Gig des Maestro, vom Verlust der "Muttersprache" über das "Gelalle" bis zu MacGowans Akrobatiknummer: Werfe das Mikro am Kabel ein Stück in die Höhe und verfehle es beim Fangen um einen halben Meter. Sein Fazit dennoch: Was sind die Pogues ohne Shane MacGowan? "Erstens: eine richtig gute Band. Zweitens: Nichts". Die Stimmung im Publikum sei "oktoberfestmäßig" gewesen, die "Masse hat Spaß". "Götter dürfen eben auch besoffen sein."

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