Freitag, 6. August 2010

lvz kultur vom 06.08.10: Robert Schumann, Janelle Monáe und der Deutsche Pavillon in Venedig

Es klingt, als hätten sich Museums- und Musikpädagogen abgesprochen. In den Zwickauer Kunstsammlungen hat die Video- und Performancekünstlerin Janet Grau eine auf Mitwirkung zielende Ausstellung zum Komponisten Schumann konzipiert: "Seit ich ihn gesehen - Reflexionen zu Robert Schumann in der Kunst". Claudia Drescher hat sie besucht und fand sich in einem Jugendzimmer wieder, in dem man über 100 YouTube-Clips ansehen kann, darunter auch acht neue Musikvideos der in Amerika geborenen Künstlerin, für die sie von Schülern gesungene Schumann-Lieder inszenierte. Jugendliche zum Mitmachen zu bewegen und die strengen E- und U-Grenzen zu ignorieren, schien überhaupt das Motto zu sein, dafür wurden sogar folkloristische Schumann-Devotionalien bis hin zu Tellern und Bierkrügen aufgetischt. Na dann, Prost Mahlzeit!
Eine neue Popdiva gibt es zu bestaunen: Janelle Monáe. Glamour und Glitter versprüht die stilbewusste, chamäleonhafte Extravaganz in Person, die der Soulmusik mit einem Schlag eine neue Präsenz verpasst habe. Auch das machohafte Posing des einfallslos gewordenen R'n'B habe sie nicht nur "entlarvt", wie Uwe Janssen schreibt, sondern spreche bewusst dessen Publikum an. Doch ihre Kunst sei Konzeptkunst vom Feinsten, genreübergreifend und voller Ideen, auch in ihren Live-Auftritten. Prince, der Janelle Monáe überschwenglich lobt, kehrte in seiner eigenen neuen Platte, so Janssen, back to the 80ies, doch ihm fehle dabei "der Schritt über den Rückschritt hinaus".
Es scheint zum Selbstzweck zu werden: Die Aufregung über den Deutschen Pavillon in Venedig. Der schon seit 1909 als Ausstellungshalle für die im Wechsel stattfindendenden Kunst- und Architekturbiennale dienende Bau im neoklassizistischen Stil scheint für die Künstler, aber auch die Medien der eigentliche Reibungspunkt zu sein. Im Zentrum der Kritik und der Aufmerksamkeit steht insbesondere die 1938 von den Nazis durchgeführte radikale Veränderung des Giebels und der Eingangssäulen hin zu deren bekanntem Stil des Monumentalpomps. Christian Huther berichtet nun voller "Hoffnung auf neue Aufregung" durch die für 2011 geplante Bespielung durch Christoph Schlingensief, behält allerdings einen Teil Skepsis, weil eine neue Krebsdiagnose den Tausendsassa des Kulturbetriebs zur Zeit "aus der Bahn" geworfen habe.

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