Sonntag, 8. August 2010

lvz kultur vom 09.08.10: Schwerindustrie in Öl und SonneMondSterne im RegenMatsch

Während im sächsischen Görlitz und Zittau die über die Ufer getretenen Wasserfluten für erhebliches Unheil sorgten, hat beim 14. SonneMondSterne-Festival im thüringischen Saalburg das Nass von oben und der Matsch unten der Stimmung anscheinend gut getan. 30.000 Fans tanzten und feierten zur Musik von Fanta 4, Jan Delay und manchen Techno-DJ-Stars gut gelaunt im Schlamm. Und wie sich Elektro und Reggae im "Raver-Kurort Saalburg" drei Tage lang gut miteinander vertrugen, lief auch die durch Duisburg ausgelöste Sicherheitsdebatte in Thüringen ins Leere. Nicht einmal die Bewohner des 3.800-Seelen-Ortes haben noch etwas gegen das auf Sicht- und Hörweite stattfindende Festival, "sondern sich mittlerweile mit dem dreitägigen Ausnahmezustand abgefunden, meinte eine Dame von der Touristeninfo", berichtete Robert Büssow. In Saalburg "geht die Party weiter".
Prometheus wäre auf seine alten Tage noch einmal richtig warm ums Herz geworden. Unter dem Titel "Feuerländer" widmete sich ein Programmpunkt der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 der Geschichte der Schwerindustrie in zehn bedeutenden Regionen der Welt. Was sich eher nach Technik- oder Fotoausstellung anhört, versammelt im Rheinischen Industriemuseum in Oberhausen allerdings 200 Bilder von Künstlern der vergangenen 200 Jahre. Und so wenige Künstler sich überhaupt mit der industriellen Arbeitswelt befassen mochten, so markant wie im Werk des Belgiers Henry Luyten, der die Leiden und (Arbeits-)Kämpfe der Stahlarbeiter in einem gewaltigen Triptychon heroisch verklärte, habe kein anderer zu diesem Thema Stellung bezogen. Sein Werk, so befand Kritiker Ulrich Traub, bliebe zwar Blickfang der Ausstellung, aber zugleich ein Einzelfall, der utopische Gestus mancher anderer Arbeiten sogar ein "leeres Versprechen". Die heutigen Arbeiten zur Industriemalerei scheinen "in ihrer ästhetischen wie inhaltlichen Ratlosigkeit einen Endpunkt zu markieren". Wen wunderts, wenn das Ruhrgebiet, ehemals "Land der 1000 Feuer", mittlerweile zur Kulturhauptstadt mutiert ist.

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