Dienstag, 3. August 2010

lvz kultur vom 03.08.10: Bayreuth, von Schirachs "Schuld" und Senta Berger

Wird in Bayreuth mit den Wölfen geheult? Oder nur das Urteil klarer? Im letzten Jahr von Tankred Dorsts Ring-Inszenierung ließ das Publikum keine Milde walten, es hagelte massive Buhsalven, schreibt Alexander Dyck. Anscheinend zurecht. Dorsts Ring fehle ganz eklatant die Botschaft. Die dramaturgische Konzeption, den Mythos ins Heute zu holen, mag einleuchtend sein, löse sich aber auf der Bühne nicht ein, weil es ihr an Kosequenz fehle und Regieeinfälle einfach unbefriedigend blieben. Wo auch die Solisten - mit Ausnahme von Johan Botha - nicht überzeugen konnten, da glänzte allerdings das Orchester unter Christian Thielemann, indem es das Kammermusikalische der Partitur meisterlich herausarbeite und selbst im äußersten Fortissimo nie brachial spiele. Brodeln würde nur die Gerüchteküchte, wer den Ring 2013 inszenieren würde.
Das neue, zweite Buch des schreibenden Strafverteidigers Ferdinand von Schirach, "Schuld", wird von Janina Fleischer gelobt. Der Erzählband, der auf wahren Fällen aus der Praxis des Autors beruht, forscht nach der Schuld der Täter und das heißt, nach dem "warum" der Tat. Erst durch dessen Einschätzung ließe sich die Verantwortung für das entsprechende Handeln und der Grad der Schwere der Schuld beurteilen. Von Schirachs Fähigkeit, mit knappen Sätzen präzise Charaktere zu skizzieren und mehr Wert auf die Geschichten hinter den Verbrechen zu legen, als sich auf die Sensationslust zu setzen, überzeuge besonders. Es sei der Mensch und nicht die Tat, die im Vordergrund der Erzählungen stünde.
Miriam Bander berichtet von einem Gespräch mit der Schauspielerin Senta Berger, in dem diese beklagte, dass die Selbstbestimmung der Frau heute eher wieder abgenommen habe. Verantwortlich dafür sei ein "Puzzlespiel aus Medien, Werbung, Selbstverständnis von Frauen und Männerreaktion". So übe die Über-Sexualisierung einen permanenten Druck auf Frauen aus, die gewonnenen "Freiheiten auch umsetzen" zu müssen.

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