Samstag, 21. August 2010

lvz kultur vom 21.08.10: Apocalyptica, Günter Grass, Alain Platel und Jürgen Zielinski

Musik kann so einfach sein. Auf dem Hausdach philosophieren Mikku (alias Quasi) und Perttu (alias Modo) über das Leben und tolle Songtitel, geben mit ihrer Instrumentalmusik, einer Mischung aus Metal und Klassik, Folk und Trash, Anstösse, durch die beim Hörer Stories im Kopf entstehen, die dann von der Musik getragen werden, "wohin du willst". "So viele Hörer, so viele Geschichten gibt es". In ihrem Interview mit Claudia Nitsche sprechen die finnischen Bandmitgliedern von Apcalyptica dann über die Auswahl der Gastsänger (mittels Dartpfeilen auf Poster im Proberaum), das Aufregende und Unterhaltsame ihrer Alben (ohne Plan ins Studio gehen) und das Freiwerden beim Musizieren (bis zur Nacktaufnahme eines Songs).
Ach ja, und am Störmthaler See findet das Highfield-Festival nun doch statt, nachdem es wegen Überflutung der Wiese beinahe ausgefallen wäre. Die Stimmung sei, "trotz leicht chaotischer Zustände", schnell angestiegen, als Festival-Opener Frank Turner (Folk-Punk) und die Skatepunker von Millencolin die Fans in Wallung brachten, berichten Robert Nößler und André Hoffmann. Demnächst mehr.
Keine Liebeserklärung ist Peter Korfmachers Verriss von Günter Grass' jüngstem und wahrscheinlich letztem Buch, "Grimms Wörter. Eine Liebeserklärung". Wer sich bis zur Hälfte des nicht enden wollenden Artikels durchgequält und nicht resigniert hat ob der wirren und exaltierten Schreibe Korfmachers, darf anschließend einer Sottise nach der anderen folgen, die allesamt in den Endreim "oberlehrerhaft, selbstgefällig, eitel" münden. Günter Grass' Liebeserklärung kenne nur einen Gegenstand: Günter Grass. Jetzt sind wir schlauer, Herr Korfmacher!
Choreograf Alain Platel habe zur Eröffnung des größten deutschen Tanzfestes, dem Berliner "Tanz im August", mit "Gardenia" einen hinreißenden Beitrag über Transsexualität und die Sehnsucht nach einem Leben in einem anderen Körper beigesteuert, findet Brita Janssen.
Regisseur und Intendant Jürgen Zielinski kann sich in seinem Beitrag über den persönlichen, lebenslang prägenden Song nicht für einen einzigen entscheiden. Und doch teilt seine Auswahl viel mit über eine Prägung durch die Geräusche des Ruhrpotts, die Hochofenabstiche und BVB-Gesänge, die unweigerlich zur Musik der Einstürzenden Neubauten führten, als Kontrast die ruhigeren Songs von Rio Reiser erforderten ("Komm, schlaf bei mir"), und von der Besessenheit und Perfektion eines Frank Zappa wie notwendig zum "Kopfkinokomponisten" Michael Rodach gelangen ("Seine Musik muss Mann, Frau, Kind hören!"). Alles das ist auch Theater und mündet wiederum am 2. September in die Produktion "Kiwi" im Theater der Jungen Welt. Ganz natürlich.

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