Montag, 23. August 2010

lvz kultur vom 23.08.10: Sebastian Hartmann, Highfield-Festival, Schlingensief & Ancient Trance

Unter der Überschrift Kabale und Hiebe versuchte Martin Eich in einer lvz der vergangenen Woche Sebastian Hartmanns Intendanz sturmreif zu schießen bzw. schreiben, gelungen war ihm nur eine Polemik, die der schmutzigen Wäsche bedurfte statt Argumente zu gebrauchen. In ausgewählten Leserbriefen gibt die lvz nun neue Stichworte für das Hartmann-Bashing, ohne doch unterdrücken zu können, dass etliche Leserbriefe von Leuten ohne Schaum vor dem Mund die "Hartmannbeschimpfungen" als viel zu durchsichtig empfanden. Das Publikum scheint längst differenzierter zu urteilen. Anders läßt sich der Mangel an druckfähigen Pro-Eich-Leserbriefen kaum deuten.
"Schwachsinniges Experimentiertheater", wie sie eine Dr. Brita Will dem Centraltheaterintendanten vorwerfen möchte, ist einfach keine Kategorie, mit der Hartmanns Theater kritisiert werden kann, jedenfalls nicht, falls man ernstgenommen werden möchte. Andere Leserbriefe benutzen unverblümt den Begriff "Hasspredigt" oder "Hassartikel" für Martin Eichs Artikel. Alexander Sense spricht demgegenüber von Hartmanns Theater als "spannend, berührend, intensiv, kritisch und suchend nach den Fragen unserer Zeit", ohne "Reibungen innerhalb dieses Prozesses" unter den Teppich kehren zu wollen, allerdings wertet er diese nicht wie Marina Claus, für die Hartmanns "Mischung von Selbstüberschätzung, Eitelkeit, Ignoranz und Arrroganz gegenüber seinem Publikum" alles andere überstrahlt.
"Ostdeutschlands größtes Indie- und Rockfestival", das Highfield-Festival, hat seine Premiere am Störmthaler See bestanden, auch wenn sich "noch nicht das intensivste Liebesverhältnis zwischen dem neuen Areal und den Fans der Gitarrenklänge entwickelt" habe, schreibt André Hoffmann. Die lange Reihe von Promi-Bands überzeugte nicht allein den komplett anwesenden Großpösnaer Gemeinderat; Placebo, Billy Talent, Blink 182 oder die deutschen Bands Wir sind Helden, Fettes Brot oder Unheilig zogen die "Zuschauer mit großer Präsenz in den Bann", die Atmosphäre blieb derweil großartig bis entspannt-positiv.
Jürgen Kleindienst verfasste einen Nachruf auf den 49-jährig an Lungenkrebs gestorbenen Christoph Schlingensief, sein Resümee: "Er wird fehlen, allen". Denn trotz allen medialen Rummels um die Werke des "zur Weisheit gezwungenen" "Romantikers", die eine Interpretation zwischen "Bockmist und Großkunst" möglich machten, reagierten die Menschen auf Schlingensiefs Tod mit einem "Mitgefühl, das über Routine hinausgeht", weil "man tief im Innersten spürte, dass er Recht hatte mit seinen Breitseiten auf den organisierten Politik- und Medienbetrieb, den er virtuos selbst nutzte".
Dem Spielzeitbeginn des Gewandhausorchesters, live dargeboten auf dem Augustusplatz und dirigiert von Maestro Chailly, konnte Peter Korfmacher manches abgewinnen. Aber nicht alles. Die Ruhe auf dem Platz habe zwar eindeutig für das anwesende Publikum gesprochen, er selbst hätte sich das Konzert "gern auch drinnen, wo gewiss noch mehr Details zu hören wären" gewünscht. Was denn nun?
Das "Maultrommel-und-Weltmusik-Festival" Ancient Trance in Taucha hat viele seiner Zuhörer schier überwältigt und "grenzenlos begeistert". Bert Hähne hebt besonders die Band The Art of Fusion ("Weltraummusik") hervor und schwärmt schließlich von "Watcha Clan" aus Marseille mit ihrem Stil des Live Electro World'n'Bass und Sister K: "Wer hier nicht tanzt, ist selber schuld".

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