Mittwoch, 25. August 2010

lvz kultur vom 25.08.10: Rosa Loy & Nadin Maria Rüfenacht, Janne Teller, Breul und Connery

In Dorothea Hölzigs Bericht über eine Doppelausstellung in der Galerie Kleindienst, in der Bilder - und eine Skulptur - von Rosa Loy und Fotografien von Nadin Maria Rüfenacht zu sehen sind, ist ihre Verblüffung über die gezeigten Sujets aus der Natur zu spüren. Und nicht nur über die Sujets, sondern über die große Berührtheit, ja Liebe zu dem, was sich in den Bildern darstellt. Träumende Schmetterlingsfrauen und Raupen, die Vergänglichkeit und Schönheit gleichermaßen ausstrahlen. Fabelwesen. Auch der Kraft spendende Zyklus der Natur. Die "Sonne, mit der Klugheit, Schönheit und Weisheit" zu den Menschen kämen. Loys private Mythologie, vom Werden und Vergehen geprägt, wirkt nicht traurig, sondern "selbstsicher und modern". Ebenso persönlich scheinen Rüfenachts Fotografien zu wirken. Gepflückte Feld- und Wiesenblumen, fast ein Nichts im heutigen Leben, stellt sie in Gläser, porträtiert sie geradezu und - gibt ihnen dadurch etwas wie eine Individualität. Im zwangsläufigen Vergehen, sogar im Eingriff des Menschen, liegt die eigentliche Schönheit verborgen. Eine poetische Philosophie des Lebens, die den Tod umfasst.
Ein anderes "Nichts" stellt Nina May in ihrer Buchbesprechung des nach zehn Jahren (!) in deutscher Sprache erschienenen Romans von Janne Teller vor. Die dänische Autorin stellt in ihrem "monströsen, dämonischen und philosophisch höchst interessanten" Buch eine Gruppe Jugendliche vor die Erkenntnis der Bedeutungslosigkeit des Lebens. Sie wird gerade dadurch so sinnlich, dass die Jugendlichen im Laufe der Handlung in einem destruktiven Spiel das ihnen jeweils Liebste hergeben müssen, bis hin zur Selbstverstümmelung. Diese von Kritikern und Pädagogen als Nihilismus gekennzeichnete Haltung schien man in vielen Ländern vor den gleichaltrigen Jugendlichen verbergen zu wollen, als ob man dem Geist, der aus der Flasche dringen mochte, zerstörerische Kräfte zubilligte. Ob im vermeintlichen Nichts Schönheit verborgen liegen mag oder nackte Verzweiflung ist vielleicht nur eine unterschiedliche Betrachtungsweise. Erlangt etwas Bedeutung nur durch seinen Verlust? Verstellt jegliches Aufladen mit Bedeutung nicht gar den Blick auf das Leben? Oder betrifft dies nur die Welt der materiellen Güter? Nina May billigt dem Buch, indem es Ängste ausspreche, gar eine heilsame Wirkung zu. Am Ende bleibe gerade keine Leere. Ein Buch, das keine Altersgrenzen kenne und das Potenzial besitze, Weltliteratur zu werden. Aber lassen wir dieses Aufladen mit Bedeutung einfach mal weg. Und lesen es.
Zwei sehr verschiedene Menschen wurden 80 Jahre alt. Beiden widmet die lvz jeweils einen langen Artikel. Rolf Richter unterhielt sich mit der langjährigen Solistin am Leipziger Opernhaus, Elisabeth Breuel. Bettina Thienhaus schreibt über den gleichalten Sean Connery. Für Breuel, die gefeierte lyrische Sopranistin, die sich im Leben vor allem in der Arbeit zuhause fühlte, korrespondierte ihr Glück immer mit der Sorgfalt und auch Anstrengung ihres Berufes. Connery liebte die Arbeit, den Film, vielleicht besonders dafür, dass sie ihm die angenehmen Seiten des Lebens ermöglichte und zusätzlich, sich für seine Heimat Schottland zu verwenden. Beide im Alter augenscheinlich voller Charme, Selbstironie - und Zufriedenheit. Was für ein Glück.

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