Mittwoch, 4. August 2010

lvz kultur vom 04.08.10: Osama bin Laden-Satire, 10 Jahre Cossi und Lulu in Salzburg

Sich trotz täglicher Terroranschläge über die Mächtigen der Welt lustig zu machen und die "Jugend zu inspirieren, ihre Stimme zu erheben", sieht der pakistanische Künstler und Popstar Ali Zafar (Schauspieler, Musiker, Maler) als Aufgabe an. Die Bollywood-Satire "Tere bin Laden", in der er die Hauptrolle spielt, wurde allerdings in Pakistan aus Angst vor Anschlägen verboten, in den USA ist der Starttermin für den Film verschoben worden. In einem Gespräch mit Nina May mag er kaum glauben, dass der Film "nicht als zweistündiger Friedensstreifen" gesehen werden könne. Ein Verbot würde ohnehin sinnlos sein, weil sich die Menschen den Film aus dem Netz herunterladen oder schwarz gebrannte DVDs erwerben würden. Im Film würde der Terrorismus selbst lächerlich gemacht - z.B., wenn als einziges Opfer eines Granatanschlages ein Huhn auf der Strecke bliebe -, ebenso wie Amerikas Kampf gegen den Terror. Humor sei in der Lage, die große Anspannung vor einer existentiellen Bedrohung zu mildern. Eine Haltung übrigens, die (aus Not?) auch schon die jüdische Religionsgemeinschaft zu kultivieren wusste.
Nina May ist es auch, die anlässlich seines zehnten "Geburts"-Tages eine Liebeserklärung an den Cospudener See im ehemaligen Braunkohletagebau abgibt. Bei einer Radtour um den See, liebevoll Cossi genannt, entdeckt sie hinter ihrer "Seensucht" eine Sehnsucht nach Muße und Idylle. "Wenn die Welt schweigt" "ohne wenn und aber sein" zu können, "einfach so", hinter diesen auf den Weg gesprayten Worten vermutet die LVZ-Redakteurin das "Geheimnis" dieses Sees, ja, ihr wird darob selbst ganz lyrisch zumute: "Zehn Jahre, ein Tropfen in der Seenlandschaft der Zeit", "Abschied und Neubeginn, sie schlummern beide in der Tiefe dieses Sees"; auch, wenn sie "den Fluss des Schicksals" entdeckt oder in der Bistumshöhe den "Sitz eines bösen Riesen-Magiers". Und wenn sich die Redakteurin, von all der Romantik überwältigt, "für einen Moment auf die Straße setzt", fühlt sie mit der Wärme des Asphalts "sich tatsächlich ein wenig im Leben angekommen". Glückwunsch!
Die Festspiele in Bayreuth und Salzburg haben es heuer tatsächlich schwer, wenig kann dieses Jahr gefallen. Auch Alban Bergs "Lulu" bei den Salzburger Festspielen konnte Rainer Wagner nicht überzeugen. Den von Regisseurin Nemirova versprochenen "Mythos Lulu" konnte er nicht entdecken, auch Daniel Richters mit Spannung erwartete (Bühnen-)Gemälde hätten nicht verhindern können, dass sich die Inszenierung in der Weite der leeren Felsenreitschule verlaufen hätte und sich eines "Vergehens gegen Sinn und Verstand" schuldig gemacht habe. Auch musikalisch würde Berg in Salzburg "nicht heimisch". Zumal die "Lulu", verkörpert von der (viel zu? fragt Wagner) schlanken Patricia Petibon, eher "körperlich" durch Beweglichkeit überzeuge als stimmlich.

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