Donnerstag, 5. August 2010

lvz kultur vom 05.08.10: Süchtig nach dem Netz, Michael Ballhaus, Die Pogues und Kino in Jenin

Über sein halbes Jahr "Ohne Netz" schreibt der Journalist der Süddeutschen, Alex Rühle. Janina Fleischer hat es gelesen. Bevor er in dieser Zeit den "Wettbewerbsvorteil, langsam zu sein", entdeckte, hatte Rühle sein bisheriges Verhalten analysiert und reflektiert. Ergebnis: 1. Der Internetjäger und -sammler ist der Gefahr der "Aufmerksamkeitszerstäubung" ausgesetzt. 2. Die Phänomene eines Süchtigen stellen sich ein. 3. Ohne Mails fehlt die schnell wirksame Ego-Pille. Ausweg: Still sein, Echo werden.
Eine Hommage an den großen Kameramann Michael Ballhaus, der mit vielen großen Regisseuren in den USA und Deutschland zusammengearbeitet hat, schreibt Barbara Munker. Der u.a. für seine kreisenden Kamerafahrten berühmt gewordene Ballhaus, mit dem u.a. Scorsese alle seine Filme drehte, ist wieder nach Deutschland zurückgekehrt und lehrt an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin sowie in Hamburg und München. Seine Kunst - unterdessen die des Regisseurs - stellt er dabei aus Überzeugung auch in den Dienst am Umweltschutz.
Eines der nur vier Konzerte, die die Folk-Punk-Gruppe Die Pogues auf ihrer Tournee in Deutschland spielen, findet heute in Leipzig auf der Parkbühne statt. Markus Wittpenn sprach mit Peter "Spider" Stacy, einem der Gründungsmitglieder der seit den späten Achzigern für ihre Mischung aus Melancholie und Lebenslust gefeierten Band. Nach Jahren der getrennten Weiterentwicklung wollen die Bandmitglieder nun wieder live gemeinsam auftreten, allerdings keine neuen Songs einspielen. Das wäre "Betrug, weil wir uns alle verändert haben".
Über ein außergewöhnliches Kinoprojekt kann Claas Relotius berichten: Die multinationale Initiative "Cinema Jenin" arbeitet am Wiederaufbau eines Kinos in Jenin im Westjordanland. Es wurde stillgelegt mit Beginn der Intifada 1987, als "Filme anzusehen und sich zu amüsieren, nicht mehr in diese Zeit passte". Nach dem großen Erfolg des Dokumentarfilms von Marcus Vetter "Das Herz von Jenin" im Jahr 2008 lebte das Projekt Kino von neuem auf und wurde mittels Spendengeldern aus aller Welt nun in die Tat umgesetzt. Die anfängliche Skepsis der Einheimischen hat sich stark verändert, nicht zuletzt, weil auch die Palästinenser selbst stark eingebunden werden. "Filmvorführer kann diese Stadt besser gebrauchen als Guerilla-Kämpfer", meint dazu der Projektleiter Fakhri Hamad.

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