Donnerstag, 16. Dezember 2010

lvz kultur vom 16.12.10: Faber, mdr und Google Street View

Michael Faber ist aus dem Kulturbürgermeisteramt gemobbt worden. Exakt 48 Stimmen, zu denen auch die des OBM Jung notwendig gehörte, wurden gegen Faber aufgebracht. Keine einzige hätte fehlen dürfen. Noch hält der Rausch des Erfolgs. Doch der Kater wird in schneller als vier Wochen folgen. Denn eins ist klar. Vorzuwerfen ist Michael Faber einfach mangelnde Stromlinienförmigkeit. Alle Äußerungen zeigen ihn als einen eckigen, manchmal an der Grenze des in 'falscher' Gesellschaft unkommunikativen Charakters, der seinerseits die Fahne des Gesprächs und des offenen Worts hochhält. Ob das schon elitär ist, mögen Berufenere bewerten. Und wenn Faber sich in seinem Amt "Motivation, Zuspruch und ein Umfeld, das ihn unterstützt" gewünscht hätte, weiß er sehr genau, dass dies selbst von mittleren Angestellten als Jammerei erscheint, selbst wenn es wahr ist. Ein Großteil von Fabers Abwählern hat schlicht mit den Wölfen geheult. Dabei wird so getan, als sei ein Bürgermeisteramt "kein Ausbildungsplatz" (Wolfram Leuze). Ausgerechnet OBM Jung, der gerade einen heftigen Sturm im Wasserglas provoziert, hat bereits Lehrgeld zahlen müssen, wohl teurer als Faber. Seine Fehleinschätzung des Stadtwerkeverkaufs hatte viel dramatischere Konsequenzen für die Stadt, als jedes naiv geäußerte Wort Fabers. Der angebliche Vertrauensschwund ist pures Herrschaftsinstrument. Und Leuzes Metaphernkitsch, der zwar nicht so feige wie die pure wölfische Machtlogik der anderen Abwahl-Unterzeichner war, war der Ernsthaftigkeit der Situation dennoch nicht angemessen. Er hat auch nicht verdecken können, dass keine "harten" Fehler passiert sind, sondern ein politischer Grabenkampf mit harten Bandagen ausgetragen wurde, und dass keine belastbaren Vorwürfe gegen Faber im Raum standen, außer dem Platzhirschgetue des Oberbürgermeisters. Mangelnde Konzeptionen für die Eigenbetriebe hat bereits Dr. Girardet ausgezeichnet. Der blieb dennoch unantastbar bis zum Ende.


Das Rennen um die Posten beim mdr geht weiter. Norbert Wehrstedt vermutet, dass den Chefredakteursposten der derzeitige Leiter des Hauptstadtbüros, Tim Herden, erhalten wird. Dirk Thärichen, mdr-Sprecher, bezeichnet den Namen als pure Spekulation. Klar.

Der Verkauf des Bildes "Die Madonna mit dem Heiligen Bruno" (Jusepe di Ribera) von der Klassik Stiftung Weimar an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, hat das Theater Altenburg-Gera aus der schlimmsten Notlage geholfen.


Erste Fotos aus Google Street View sind von Jon Rafman für ein Kunstwerk genutzt worden. Für Rafman stellt das Projekt Google Street View, wie Nina May es beschreibt, eine "wahrhaftigere Dokumentation des Lebens" dar. Das "Verlangen des Menschen, Geschichten zu erzählen oder erzählt zu bekommen" läßt in den einzelnen Stills/Fotografien durchaus Freiraum für Kontrolle und Poesie durch den Betrachter. Für Rafman bestimmt das Denken die neue Technologie, nicht Andersherum.
Für Ulrich Khuon wird "Theater immer realitätsnäher", die Politik allerdings "immer theatralischer", wie nicht zuletzt der Afghanistan-Besuch des Verteidigungsministers beweist.

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